Lieber Freund,

hier ist eine (unvollständige) Liste an Gründen, warum ich dir auf Twitter nicht folge. Anzuwenden ist die Liste auch, falls ich dein Blog nicht wirklich lese oder dich bei Facebook als „nur wichtige Aktualisierungen anzeigen“ markiert habe. Du musst wissen, dass diese Liste nur inhaltliche Punkte umfasst. Falls du also eine Firma, ein Bot oder eine offizielle Vertretung von xy bist – also nicht du selbst – dann stellt sich mir die Frage schon gar nicht, dir zu folgen, denn das wäre zwar unterhaltsam, aber Twitter ist für mich kein Tumblr. Deshalb folge ich nicht einmal Sockington – die Katze auf Twitter, die lustig zum Lesen ist, aber in meiner Timeline einfach nichts zu suchen hat. Also hier nun die inhaltlichen Gründe:
1) Deine Tweets sind unansehnlich. Ja gar unästhetisch. Das fängt vielleicht bei deinem Namen an (Sonderzeichen, Unangezeigtes), geht über dein komisches Avatarbild (falls vorhanden), manifestiert sich aber wirklich in den Tweets selbst: überall Hashtags, Abkürzungen und Links mit abtörnender ShortURL. Selbst wenn mich das Thema interessieren würde, ist ein anklicken so unrealistisch wie der Durchblick zum Inhalt. Beispiel. noch ein Beispiel. Man merkt, dass ich mir keine Zeit nehme beim Lesen. Falls ich länger als eine Sekunde zwischen Text, Link und Hashtag nicht verstehe, was der Tweet soll, ist er für mich wertlos und ich brauche dir nicht folgen. Denn Twitter sollte keine Arbeit sein.
2) Falls du Twitter als Chat verwendest und es zwischen dir und einem anderen, von mir gefolgten Twitterer einen Flirt oder Streit gibt, dann muss leider einer von euch gehen. Es gibt sowohl die Nachrichtenfunktion als auch eine natürliche Schamgrenze. Wenn man merkt, dass sich die Unterhaltung über mehr als 5 Minuten hinzieht, ist einer draußen. So ist das. Wenn ich mal nicht hinschau, habt ihr beide Glück.
3) Wenn du ein sogenannter Favstar-User bist, also ein Twitterer der es auf Favs only abgesehen hat, hast du so gut wie keine Chance bei mir. Manchmal ist das sogar schade um die gute Unterhaltung und die Sprüche, die ich sehr wohl wertschätzen kann, aber das Vergnügen wird geschmälert durch deine Unpersönlichkeit (Unnahbarkeit fast), das Fehlen eines Zusammenhangs und auch die fehlende Verortung. Man sollte auf seine Umgebung Acht geben. Man sollte als Leser merken, dass man ein authentisch lebender, lustiger Mensch ist, und kein Bot. Beispiel. 43 Favoriten und kein erkennbarer Mensch.
4) Falls du nichts kannst als vague-tweeting a la „Heute ist so beschissen“, „Wow, ich habe gerade tolle Neuigkeiten bekommen“ und „Wisst ihr was?“ – dann muss ich aus Selbsthass sofort entfolgen, denn es ist nur mehr nervig, sowas zu lesen. Ich mach es selbst oft genug und will mir dafür eine reinhauen. Für sowas ist Twitter nicht da – es ist für die allerkleinste Info über das Abendessen oder den Stuhlgang da, aber nicht für eine reine Nichtinfo.
5) Hast du 5,67 Kilometer in 1,21 Stunden mit runtastic hinter dir oder sind deine Anführer dieser Woche bei last.fm Mumford & Sons mit 8 Plays? Und sonst nichts? Dann lass mich in Ruhe. Wozu hast du einen Account wenn du ihn nur durch Apps fütterst? Ugh.
6) Produzierst du keinen Content, sondern besteht dein Account nur aus Replies und Retweets? Dann gibt es auch keinen Grund dir zu folgen. Am schlimmsten ist es, Replies zu Retweeten oder #ffs. Lass das. Schreib mal, wie’s dir geht.
7) Wenn du nur genau zwei Themen in deinem Leben hast, über die du gerne twitterst, und zwar Straßenbahn und Arbeitsplatz, wird schnell klar, für welchen Zweck du Twitter benutzt: aus Langeweile. Jeder kann sich an der Haltestelle über die öffentlichen Verkehrsmittel aufregen, weil man ja gerade wartet und man gefrustet und gelangweilt zugleich ist. Wenn diese Art Tweets mehr als 50% deiner Timeline ausmachen, macht dich das nicht nur auf Dauer unsympathisch, sondern auch weniger lesenswert.
In diesem Sinne: Gratulation an die 200 Leute, denen ich folge! Hab euch lieb, eure Katja.